Von Heidi Jaeger, PNN, 31.1.2012
Ein sehr erfrischend unterhaltsames Porträt von Friedrich II. malt die Ausstellung „Die Farben des Königs“ in der „Galerie M“ des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler im Luisenforum. Und das beginnt mit einem Stuhlgang.
Fast wäre die eigene Tasche in das Loch gefallen, das unter dem weißen Stuhlgestell mit fehlender Sitzfläche klafft. Doch dort befindet sich ein Blecheimer, den die barock gewandete Künstlerin Annette Paul während einer Performance zur Vernissage goldig ausgemalt hat. Natürlich mit einem Augenzwinkern unter ihrer breiten Hutkrempe. Die Potsdamer Künstlerin thematisiert mit ihrer einfachen, aber durchaus wirkungsvollen Installation eines „Kackstuhls“ – so nannte Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz und Schwägerin des Sonnenkönigs Ludwig XIV., dieses tragbare Klosett an seinem Hofe in Versailles – Friedrichs wohl saumäßige Hygiene.
„Sein Wagen, sein Bett, sein Schlafzimmer sind von unvergleichbarer Unsauberkeit“, schrieb ein französischer General, der 1773 in Potsdam weilte. Über alles Weitere kann man nur mutmaßen, jedenfalls haben sich „Jahrhunderte lang die königlichen Herrschaften auf den Gängen der zugigen Gemäuer entleert und sich selten die Mühe gemacht, wenigstens den Festungsgraben zur Erleichterung zu nutzen“, ist in dem sehr informativen und lesenswerten Begleitheft zur Ausstellung zu erfahren. Auch dass es Wasserklosetts erst nach 1820 gab. So wäre dieser Stuhl von Annette Paul wohl schon der Gipfel an Hygiene für Friedrich gewesen. Im Gegensatz zu den wohl eher bäuerlichen Manieren des Königs steht die ausladende Ausstattung seiner Schlösser mit edelsten Tapeten, Mobiliar und Kunstwerken. Und so bekommt der Stuhl auch in der Ausstellung sein passendes Pendant: eine Rosentapete mit dem in Blattgold applizierten Schriftzug „Schwelgen“.