Predigerworte für Deutsche Gotteskrieger

zusammengestellt von Philipp Oswalt

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Nationalsozialismus predigten Pfarrer der Garnisonkirche einen Nationalprotestantismus, der den Krieg, das Abendland und Deutschland verherrlichte, unbedingten Gehorsam und Opfergeist einforderte und Kaiser und Führer göttlich legitimierte. Ausgewählte Zitate aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentieren exemplarisch diese Ideologie. Die mit einem Stern* versehenen Reden wurden an dem erhalten gebliebenen Altartisch von 1800 gehalten:

Triggerwarnung:

Die zitierten Reden enthalten völkisches und nationalistisches Gedankengut. Ziel dieser Installation ist es nicht, die Reden kontextfrei zu reproduzieren, sondern über die Inhalte aufzuklären. Die Macher*innen dieser künstlerischen Installation distanzieren sich ausdrücklich von dem Gesagten.


Divisionspfarrer Johannes Kessler predigte* zum Abschied der Soldaten, die zur Niederschlagung des Boxeraufstandes in China aufbrachen, am 26. Juli 1900 in der Garnisonkirche Potsdam: "Der tausendjährige Kampf zwischen Morgen- und Abendland ist wieder angebrochen, es gilt nicht nur die Glieder der Kultur, sondern auch den europäischen Handel, die Fahne, die über unseren Kolonien schwebt, zu schützen! Völker Europas, wahret die heiligsten Güter! Ihr seid aber auch die Streiter Gottes, die nicht ruhen dürfen, bis sein heiliges Wort für alle Völker gilt! Nicht Friede darf werden auf Erden, bis das heilige Evangelium der Glaube aller Völker ist. Ihr seid die Pioniere des gekreuzigten Heilands! Darum Hand an das Schwert!"

 

Hof- und Garnisonprediger Max Schmidt predigte* zur Soldatenvereidigung am 8.11.1907 in Potsdam:„Vaterlandstreue ist für den deutschen Soldaten aber dasselbe wie Fürsten- und Kaisertreue. Ihr wisst alle als Christen, daß wir der Obrigkeit, die Gott gesetzt hat, um Gottes und des Gewissens willen zum Gehorsam verpflichtet sind. Jeder Soldat, ja jeder Knabe weiß, daß es euer kaiserlicher Kriegsherr ist, dem Gott das deutsche Schwert zu führen gegeben hat. Der Soldat, der dem Kaiser geschworen hat, kennt fortan keinen Zweifel daran: Mein Vaterland ist da, wo mein Kaiser ist; wo er befiehlt – ob persönlich, ob durch die Führer und Vorgesetzten, die er bestellt – habe ich um meines Eidschwurs willen, ohne zu zucken, meine Pflicht auszuführen.

 

Hofprediger Dr. Walter Richter predigt zum Fahneneid am 10. November 1913 im Langen Stall neben der Garnisonkirche Potsdam: „Es muss der Herr unserem Heere voran ziehen im Leben und im Sterben. Wie es am Grimmaischen Tor bei Leipzig war: Hingemäht die Reihen der Treuen und die nächste Reihe stürmt schon hinein – hinan – hindurch. Was kümmern uns die Hügel unserer Leichen – das ist der ‚Herrengeist’, [...] . Zurück, zurück mein Volk in diesen Opfergeist, wenn du vorwärts willst – und du stehst nicht am Ende, sondern am Anfang deiner Weltensaat.“

 

Hof- und Garnisonprediger Bernhard Rogge hielt im Ruhestand am 25. Dezember 1914 die Predigt zur ersten Kriegsweihnacht in Potsdam: „[...] der Kampf, in dem wir für den Fortbestand des Deutschen Reiches, für die Ehre und Wohlfahrt des deutschen Volkes stehen, [ist] zugleich ein Kampf für das Reich Gottes. [...] Wenn das deutsche Volk, das Volk der Ideale, des Charakters versänke, so versänke mit ihm das ganze menschliche Geschlecht. [Vor uns steigt] heute schon das Zukunftsbild eines verjüngten Deutschlands [auf], das aus diesem Kriege hervorgehen wird. […] ein Segen für die Welt, ein Träger und Bringer echter, christlichster und zugleich echt menschlicher Kultur […] ein Salz für die Erde, ein Licht für die Welt. Schon haben wir’s erfahren, daß unser Volk dieser großen Erschütterung in der großen Zeit des Krieges bedurfte. Um von so manchen Verwirrungen bekehrt und befreit zu werden, aus der Gefangenschaft der Welt zum Leben in Gott und zum Leben mit Gott und zur Hingebung jedes einzelnen an das große Ganze, und daß nur im heißen Läuterungsfeuer die Schlacken von dem edlen Metall hinweggeschmolzen werden.

 

Der Potsdamer Hof und Garnisonspfarrer Johannes Vogelpredigte zum Erntedankfest am 1. Oktober 1916 in Pinsk (Russland): „Und doch ist der Krieg jetzt Deutschlands Beruf, unser großes Ackerfeld, das wir mit Blut und Eisen bestellen müssen. Wieviel Wachstum und Erfolg an Land und Städten, an Gefangenen und Geschützen, bis zu Mackensens schönem Erfolg, der gestern gemeldet ward. Ja, so hart es klingen mag im Gottesdienst, es ist doch so, jede Granate, die heulend hinüberzischt und Breschen schlägt ins Bollwerk des Feindes, jede Bombe, die aus unseren Luftschiffen herniederfährt und das Mauerwerk der englischen Munitionsfabriken zerreißt, jedes Torpedo, das den Rumpf feindlicher Schiffe trifft und auf den Grund des Meeres schickt – es ist Wachstum auf dem blut’gen Feld dieser großen Gegenwart, aus der als Ernte ein neues, besseres Deutschland, ein in sich geschlossenes, sittlich festes, weltstarkes Volk Gott zu Ehren und der Menschheit zu Fried‘ und Segen reifen soll.“

 

Hofprediger und Divisionspfarrer Walter Richter hielt am 10.3.1919 den Vortrag „Wer hat die Schuld?“:

Gewiß, Gottes Reich kennt keine vorgeschriebene Staatsform, es kann sich in der Monarchie wie in der Republik ausbreiten, aber das: „Ich bin der Gott. Der Dich aus Aegyptengeführt hat“ preußisch-deutsch übersetzt heißt: Einiger Gotteswille, ehern zusammengefaßt in einem gebundenen Volkswillen, mit friderizianischer Straffheit zusammengehalten und angeführt, das haben Dir die Freiheitskriege und die von 64, 66 und 70 beschert. – Und der wird seine Ehre keinem anderen geben, noch einen Ruhm den Götzen der Rachsucht Frankreichs, noch der Scheelsucht Englands, noch der Raubsucht Rußlands, noch der Ichsucht Italiens; Du Deutschland, hoch in Ehren, aus Schande in die Freiheit geführt, wirst immer der Herzpunkt dieses durchaus monarchischen Gotteswillens, der dann zum reif erkennenden Volkswillen wird, sein und blieben.[...]

Dies Volk war aber noch nicht mündig und reif [...] Dieses Volk hat jetzt den bündigen Beweis erbracht, daß es vielleicht noch eines Jahrhunderts straffer Schulung und Erziehung gebraucht hätte, ehe es zur Reife kam. [...]

Die Armee hatte begonnen einer Welt von Feinden gegenüber mit einem Maß von Heldentum und Opfermut, wie es in der Welt noch nicht gesehen war, Sieg auf Sieg an ihre Fahnen zu heften. Wodurch sie schließlich ihre Kampfkraft verlor, das war die Untergrabung ihres Heldenmuts und ihrer Treu von der Heimat aus. [...] 

Vom Rücken aus sind wir zuerst besiegt worden, und dann erst kam der militärische Zusammenbruch vorn. Briefe und Zeitungen aus der Heimat, das waren die 1000 Nadelstiche [...] Der leise Tritt des Verräters hinter dem Rücken des Helden, mit unermüdlicher Nachtarbeit in tausenden von Flugblättern feine Fäden ziehend und seine Ränke spinnend, - das brachte den echten Judasstrick zustande [...]

 

Hofprediger und Divisionspfarrer Walter Richter predigte am 29. Juni 1919 in der Garnisonkirche Potsdam zum Friedensschluss von Versailles:

„Mit dem Kopf durch die Wand rennen und mit dem Trotz des spitzen Nagels in die Fugen der Wand stoßen, das hat den ewigen Juden ruhelos umgetrieben durch alle Welt und zum Dämonen auch der deutschen Volksseele gemacht. [....]

Ja, das ist der Erbfehler im deutschen Volke, dadurch ist unsere Mutter gestern in Schanden begraben worden, daß wir einander in den Rücken gefallen sind mit Dolch und Gift, Verhetzung und Zersetzung; wir fühlen es ja, wir sprechen. Eine ganz andere Sprache wie diese Menschen, die sich auch Deutsche nennen. [...]

Natürlich vom Sumpf aus kann Keiner springen. Er mußGranit und festen Boden unter den Füßen haben. Ein Sumpf wird nicht dadurch trocken gelegt, daß man auf ihn schimpft, sondern daß man seine Quellen verstopft [...]

Und darum, da große furchtbare Stunden auch außergewöhnliche Dinge rechtfertigen, bitte ich Euch, erhebt Euch alle von Euren Plätzen. (Die Gemeine erhebt sich)

Vor dem ewigen Gottesauge und vor den Särgen unserer Könige frage ich Euch: Gelobet Ihr, daß Ihr nicht ruhen und rasten wollt und es in die Seelen Eurer Kinder und Kindeskinder einhämmern, bis die Schande dieses Friedens vom gestrigen Tage abgewaschen und getilgt ist, so antwortet: Ja! Wir geloben es! (Gemeinde antwortete: Ja wir geloben es!)

 

 

Der Militärpfarrer der Garnisonkirche Curt Koblanckbegrüßte den Tag von Potsdam am 21.3.1933 mit folgenden Worten: „Adlerflügel breiten sich hoch droben in der Luft der strahlenden Sonne entgegen. [...] Weit drunten unter dem Turm tragen Kanzel und Orgel dasselbe Symbol: ‚Non solicedit, ‚Auch der Sonne weicht er nicht!‘ Und über dieser Kanzel ein Dach, das Ritterrüstungen Fahnen und Waffen zieren, eine stumme Predigt zweier Jahrhunderte, daß dieses Gotteshaus von dem großen Soldatenkönig der ecclesiamilitans, der streitenden Kirche geschenkt wurde, dem deutschen Heere, dem sie noch heute den Sinn des Lebens aus Gottes Wort deutet. Und hat den blauen Waffenrock von einst auch längst das graue Tuch des Weltkrieges abgelöst, seineSinngebung ist dieselbe geblieben, es blieb das Gotteshaus der Reichswehr, die alte Soldatenkirche, in deren Halle, wenn Gotteswort und Gottesdienst längst verklungen sind, die Manen zweier großer Könige und die Geister ungezählter Helden weiter raunen und murmeln von heiligen, gottgeschenktem Werden Preußen-Deutschlands, von Kampf und Sieg, von Glanz und Herrlichkeit. Immer wieder hat diese große Mutter deutschen Soldaten ihre segnenden Hände über Deutschlands Jugend in Waffen gehalten. [...]

Vierzig Jahre lang hindurch hat die preußische Armee in der großen Schulungszeit für den Weltkrieg hier gleichsam ihren Religionsunterricht erhalten. Wurde drüben im ‚Langen Stall‘ der Körper geschliffen für die großen Forderungen, die ein stets kriegsbereites Heer zu erfüllen hatte, hier wurden die Seelen für die soldatischen Tugenden der Treue und Opferbereitschaft erzogen, hier erhielten sie aus Gottes Hand die innere Kraft, viereinhalb Jahre hindurch einem weit überlegenen Feinde zu trotzen.

Und es kam jener düstere 9. November 1918, an dem die Sonne über dem Turmhelm ihren Glanz verlor, an dem das deutsche Volk nur mit brennender Scharm an die Königsgruft treten konnte. Deutschland hatte sich selbst entmannt. Anderthalb Jahrzehnte hat seitdem das deutsche Volk um die Neugestaltung seiner Heimat gerungen. Nur seine große, unvergeßliche Tradition erhielt es aufrecht, und Millionen pilgerten nun zu dem Haus unter der Sonne, um an der Bahre ihres großen Königs Kraft zu suchen, Kraft, um weiter zu ringen für ein besseres Deutschland. Die kleine deutsche Reichswehr, herausgeboren aus dem Schoße der alten kampferprobten Armee, lernte in der Zeit hier, überschattetvon den ruhmreichen Fahnen ihrer Traditionstruppenteile, daß Gottes Forderungen an sie noch dieselben geblieben waren, wie einst: Sich-Selbst-Verzehren in dem Opfergedanken an das Ganze.

Und wieder strahlt die Sonne vom Turm des Gotteshauses in lichtem Gold, die Schatten wichen, ein neuer Tag brach an. Nun grüße den neuen Tag, deutsches Volk! In diesem Gotteshause unter der Sonne, in dem zwei Jahrhunderte den großen Heldenfang von deutscher Herrlichkeit singen, hier soll die Geburtsstunde des neuen Reiches gefeiert werden, ein heiliges Sinnbild für das Kommende. Möge die Sonne vom Turmhelm, die im Frühlingssonnenschein zu dir herniederschaut, dir eine stille Mahnerin werden: ‚Die Welt kann nur durch Opfer bestehen, durch Opfer, die uns allen Weg weisen aus der Nacht zum Licht!“

 

Divisionspfarrer an der Garnisonkirche a.D. Johannes Grunwaldt schrieb an selber Stelle: „[...] der zur Sonne emporsteigende Adler an der Spitze des Turmes - non solicedit trägt er auf der Brust (er weicht selbst der Sonne nicht) – er regt aufs neue seine Schwingen, denn das deutsche Volk hat sich wiedergefunden, hat heimgefunden zu den starken Wurzeln seiner Kraft, zu dem Geist ‚nicht der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht‘, zum Geist Potsdams, zum Geist Friedrich des Großen. [...]

Auf den Baugrund kommt es an, wie beim Kirchenbau, so beim Aufbau eines Volkes. Wo der Untergrund ein Sumpf ist, da stürzt früher oder später der Bau zusammen, Kirche und Volk. Aber wo Gottes Furcht und Vaterlandsliebe und Brudertreue den Grund bilden, da geht der Aufbau des Volkes fröhlich vonstatten, da fügt sich Stein an Stein, getragen durch die Kraft des Glaubens [...].“

 

Der preußische Generalsuperintendent Otto Dibelius predigte am Tag von Potsdam, dem 21.3.1933„Durch Nord und Süd, durch Ost und West geht ein neuer Wille zum deutschen Staat, eine Sehnsucht, [...] was uns alle eint: dass wir Deutsche sind!  [...] Ein Reich, ein Volk, ein Gott [...] Wenn der Staat seines Amtes waltet gegen die, die die Grundlagen der staatlichen Ordnung untergraben, gegen die vor allem, die mit ätzendem und gemeinem Wort die Ehe zerstören, den Glauben verächtlich machen, den Tod für das Vaterland begeifern – dann walte er seines Amtes in Gottes Namen!“ 

 

Von der Vereidigung von 4.000 neuen Rekruten am 7.11.1935im Potsdamer Lustgarten* berichtet die Potsdamer Tageszeitung: Wehrkreispfarrer Dr. Schütz hebt mit ernsten Worten die Bedeutung dieser für das Leben der jungen Rekruten wie des ganzen Volkes heiligen Stunde hervor, in der zum ersten Male im Reich die Freiheit die junge deutsche Mannschaft dem Obersten Befehlshaber den Treueeid leistet. Er ermahnt die jungen Soldaten, in Not und Tod treu zu ihrem Eide zu stehen und sich lieber in Stücke hauen zu lassen, als zum Feigling und ehrlosen Verräter zu werden. Die zwei Millionen Gefallenen des Weltkrieges sind die Mahner und Vorbilder der jungen Generation. Das tapfere Wort „Sei getrost und sei ein Mann!“ deutete Pfarrer Dr. Schütz nach den Versen des Freiheitsdichters Ernst Moritz Arndt: „Wer ist ein Mann?“. In der Hoffnung und Zuversicht, daß nicht ein einziger der jungen Soldaten diesen heiligen Eid brechen werde, schließt der Geistliche mit seinem Gebet.

Nachdem auch der Katholische Geistliche, Pfarrer Strehl, ein kurzes Gebet für den Führer und Reichskanzler, die Kriegsmacht und alle guten Deutschen gesprochen hat, weist der Kommandeur der 23. Division, Generalmajor Busch, auf die Bedeutung der denkwürdigen Stunde hin, in der an dieser geschichtlichen Stätte die ersten Wehrpflichtigen des Dritten Reiches den Eid auf den Obersten Befehlshaber Adolf Hitler ablegen. Mit diesem Eid werden Sie aufgenommen in die Reihen der Wehrmacht und unterstehen deren Gesetzen, den Rechten wie den Pflichten. Die ruhmreichen Fahnen der alten Regimenter seien Zeugen dieses Eides. Seid würdig des Vermächtnisses Eurer Väter und folgte dem Führer und der Flagge, getreu bis in den Tod!

Schon vor der Ansprache des Divisionskommandeurs war das Kommando: „Adjutanten und Abordnungen der Rekruten vor die Front!“ ertönt, jetzt heben die Rekruten die Schwurhand und sprechen die Worte des Treueides nach, die Generalmajor Busch ihnen vorspricht:

„Ich schöre bei Gott diesen Eid, daß ich dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes, Adolf Hitler, dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht, unbedingten Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen!“

Im gleichen Augenblick ertönt das Glockenspiel von der nahen Garnisonkirche mit dem alten Soldatenlied „Üb‘ immer Treu und Redlichkeit“. Der begeistert aufgenommene Gruß an den Führer und der Gesang der deutschen Hymnen lassen die feierliche Rekrutenvereidigung ausklingen.“

 

Wehrkreispfarrer Lic. Dr. Werner Schütz, Militärpfarrer der Potsdamer Garnisonkirche, predigte* am 7.11.1935 mit folgenden Worten: Zum ersten Mal soll ein ganzer Jahrgang deutscher wehrhafter und waffenfähiger Jugend auf den obersten Befehlshaber der Wehrmacht, dem Führer und Kanzler vereidigt werden. Das ganze Volk nimmt daran freudigen und stolzen Anteil. So leidenschaftlich kann Wehrfreiheit und Wehrhaftigkeit nur ein Volk ergreifen, dem Soldatenblut tief im Herzen steckt und dem man seine ruhmreiche, scharfgeschliffene Waffe zerbrochen hat. Mit einem leiblichen Eid, einem heiligen unverbrüchlichen Manneswort sollt Ihr als ehrliebende, unverzagte deutsche Soldaten Führer und Volk die Treue geloben. Als Männer und Soldaten stellen wir uns unter das Bibelwort: Sei ein Mann! Und lasset es uns deuten von Ernst Moritz Arndt, dem Sänger der Freiheitskriege.

Wer ist ein Mann? Der sterben kann für Freiheit, Pflicht und Recht. Ihr leistet, Kameraden, den Soldateneid bei dem allmächtigen Gott. Und wenn die Hölle über uns hereinbräche, wenn ich der letzte deutsche Mann an einem Maschinengewehr wäre und wenn die ganze Welt um mich her in Stücke bräche, was Treu und Glaubeheißt, der Fahneneid eines deutschen Soldaten darf nicht zerbrechen. In Sturm und Wetter, in Angst und Grauen, in Not und Tod soll es heißen: Ich will mich lieber bei lebendigem Leibe in Stücke hauen lassen, als daß ich ein Feigling, ein Verräter und ein ehrloser Mann werde. Der ist ein Mann, der sterben kann. Für Freiheit, Pflicht und Recht, wie Eure Väter 1914, da Ihr geboren wurdet, in den großen Schlachten des Weltkrieges kämpften, siegten, bluteten und starben. Die zwei Millionen Kreuze auf den Gräber der Gefallenen sind heute Eure Mahner. Die Väter haben unter den Fahneneid das Ja und Amen mit ihrem rauchenden Blut geschrieben: Getreu bis an den Tod.

Die Kraft zu solcher Pflichterfüllung kommt aus dem Glauben. Wer ist ein Mann? Der Glauben kann innbrünstig wahr und frei. Darum rufen wie beim Eide Gott den Allmächtigen an, halten christlichen Feldgottesdienst an diesem schönen, ehrenvollen Tage des deutschen Soldaten, darum heißt es: „Helm ab zum Gebet“, ehe deutsche Männer mit Leib und Seele, mit jedem Tropfen Blut und jeder Faser ihres Herzens sich ihrem Vaterland verschreiben. Wer ist ein Mann? Wer beten kann und Gott dem Herrn vertraut. Darum haben die Väter im Eisen, Feuer und Blut ausgehalten, haben zusammengeschossen, zerschmettert und sterbend auf den Schlachtfeldern nicht gezagt und gewankt, weil ihr Christenglauben und Gebet ihnen die Kraft dazu gab. [...]

Gottesfurcht [...] macht pflichttreue, eiserne, verwegene, unerschrockene und tapfere Männer. Darum steht das: „Gott mit uns“ auf Eurem Koppel. Wer als Christ glauben und beten kann, der wird auch seinen Fahneneid halten, wird freudig sein zu jeder harten und schweren Pflicht, auch freudig zum Bluten und Sterben.

[...] Gott gebe es, dass auch nicht ein einziger unter Euch in Not und Gefahr den Fahneneid bricht, das Vaterland verrät, ein ehrloser Mann wird, nicht mehr wert zu leben und ein Deutscher zu heißen

 

Ich gebe Dir, mein Gott, aufs Neue,

Leib, Seel und Herz zum Opfer hin.

Erwecke mich zu neuer Treue

Und nimm Besitz von meinem Sinn!

Es sei in mir kein Tropfen Blut,

Der, Herr, nicht deinen Wille tut.

 

Beim Heldengottesdienst am 21.2.1937 in der Garnisonkircherezitierte die Gemeinde die im Faltblatt vom Standort- und Heerespfarrer Hans Ulrich vorgegebenen Worte:

Du schlugst uns tiefe Wunden/ es traf uns Not und Schwert/ Weih uns die Trauerstunden, / mach uns der Opfer wert, / mach uns zum Dienste fertig, / und treu bis in den Tod, / dem Vaterland gewärtig, / wo ihm ein Unheil droht. (...)

Stärk uns täglich nur den Mut, / unser Bürde still zu tragen. / Hilf uns wider Fleisch und Blut, / stets den Kampf aufs neue wagen, / bis die große Ewigkeit/ endet allen Erdenstreit.

 

Heerespfarrer Rudolf Damrath predigte zu Einweihung der Schwingglocken für die Garnisonkirche Potsdam im Mai 1939: „Diese Kirche trägt vor unserem ganzen Volk ihr besonderes Gepräge darin, daß sie uns von der Gewalt des Glaubens für Soldatentum und Wehrkraft zeugt. [...] Das wissen die jungen Soldaten, die die Zugehörigkeit zu unserer großen tapferen Wehrmacht dem Tage von Potsdam, der Geburtsstunde des Dritten Reiches verdanken. Diese Mahnung zu tiefer Soldatenfrömmigkeit sollen auch die neuen Glocken zurufen. [...] Der Führer unseres Volkes [führte] im vergangenen und in diesem Jahre unser Volk von einem großen Sieg zum anderen.“

 

Heerespfarrer Rudolf Damrath predigte bei der Todesfeier für den gefallenen Prinz Wilhelm in der Friedenskirche Potsdam 1940: „Prinz Wilhelm, du hast erfüllt, was du mit heiß klopfendem Herzen dein junges Leben lang erfüllen wolltest:

„Es ende drum, wie’s ende – 

Deutschland, ich bin bereit!“

Mit dieser tiefen Dankesschuld ehren wird den wahrhaft königlichen Prinzen, der starb, wie das geschrieben und ungeschriebenen Gesetz seines Hauses ihm befahl. Als Soldaten der neuen deutschen Wehrmacht senken wir in unlöslicher Treue den Degen vor dem Kameraden, dem Oberleutnant und Kompaniechef, der erfüllte, was auch uns beseelt: Wenn es um Deutschland geht, den letzten Tropfen Blut!

 

Heerespfarrer Rudolf Damrath veröffentlichte 1942 einen „Entwurf für eine Grabrede bei einem Soldatenbegräbnis im Felde“ im Mitteilungsblatt des Feldbischofs 1942:

[...] Wir verlieren in dem gefallenen Kameraden einen deutschen Soldaten, der seinen Mann gestanden hat. Er hat getan, was nur getan werden konnte: Sein Leben gegeben fürs Vaterland. Er hat an den Sieg geglaubt und hätte weiter für diesen Sieg gekämpft. Das Schicksal hat es anders gewollt. Es hat ihn weggerissen.

Das Schicksal reißt den Kameraden vom Kameraden. Wir beklagen einen Mann, der ganz zu uns gehörte. Was das Wort ,,Kamerad“ uns bedeutet, das kann nur der ermessen, der den Gleichschritt kennt und den Gleichtakt der Herzen. Wir können ihm nichts Schöneres nachsagen als das: „Er liegt mir zu den Füßen, als wär’s ein Stück von mir.“ [...]

Kameraden! Das Kreuz von Golgatha war einmal mit Blut übergossen. Wir würden sonst nicht verstehen, daß Jesu Versöhnung und Auferstehung auch über die blutigenSchlachtfelder und über die Leiber der Gefallenen geht. Dieser Herr, der in blutigem Kampf Hölle und Tod besiegt hat, wird auch uns nicht allein lassen, wenn unsere letzte Not kommt. Es wird immer ein Siegen sein.